Auf Nummer sicher by Leslie North

Auf Nummer sicher by Leslie North

Autor:Leslie North [North, Leslie]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Relay Publishing


Das Labor war schon immer Angelas Sicherheitszone gewesen: der weiße Kittel war wie eine zweite Haut; die vertraute Hitze der Brenner; die Möglichkeit, das gewünschte Ergebnis auf der Basis von Wissen zu erzielen, so dass nichts dem Zufall überlassen war. Julians Labor war keine gewöhnliche Einrichtung. Die Ausstattung, Organisation und die Materialien waren der Traum jedes Chemikers.

Außer wenn sich der Traum als Alptraum entpuppte.

Die einzige Konstante bei der Erstellung ihrer falschen Formel war die Häufigkeit, mit der sie Samson hinter der Glasscheibe über ihr suchte. Jedes Mal, wenn sie hochsah, schaute er sie an. Seine Worte hallten in ihrer Erinnerung wieder: Mein Ziel bist du. Sie zog aus diesen Worten Trost und Bestätigung. Das Labor mochte schon immer ihr Element gewesen sein, aber diese Welt war seines.

„Doktor McAllister?“

Sie bekam eine Gänsehaut bei dem plötzlichen Eindringen in ihren Arbeitsbereich mit den summenden Maschinen und ihren privaten Berechnungen. Ihr war fast schlecht vor Anspannung. Sie drehte sich um.

„Ja?“

Ein rothaariger Mann in Anzug und Krawatte stand neben dem Cornea-Scanner am Eingang des Labors. „Folgen Sie mir bitte.“

Angela sah zu der Glaswand hoch.

Samson war verschwunden.

Ihre Magenschmerzen sublimierten an die Außenseiten ihres Körpers wie ein vaporisiertes Carcinogen in einem verschlossenen Reagenzglas. „Wohin gehen wir?“

Der Gesichtsausdruck des rothaarigen Mannes blieb hart wie Stein.

Sie legte das gläserne Rührstäbchen, das sie immer noch in der Hand hielt, auf die Arbeitsfläche aus Kobalt, zupfte an ihrem Laborkittel, damit er sich weniger wie eine Zwangsjacke anfühlte, und trocknete ihre feuchten Handflächen, indem sie sie in die Taschen schob.

Er führte sie einen sterilen Korridor ohne natürliche Lichtquelle hinab. Sie wusste noch nicht einmal, ob man sie irgendwo tief unter die Erde gebracht hatte, nachdem Samson die Hälfte ihrer Entführer überwältigt hatte. Die verbleibenden Schlägertypen hatten erst um sein und dann um ihr Gesicht eine Augenbinde gelegt. Nach einem Labyrinth dreier solcher Korridore blieb der rothaarige Mann an einer Tür stehen, an der zahlreiche Warnhinweise und -symbole angebracht waren. Er wies sie mit einer Handbewegung an, in den Lagerraum zu gehen und ging dann den Weg zurück, den er gekommen war.

Die Stille wurde nur von ihrem Herzschlag durchbrochen, der wild in ihren Ohren trommelte.

Ein leises Geräusch in der Ecke.

Der Lärm in ihren Ohren wurde immer lauter, bis sie Samson ganz hinten bei den Edelstahlschränken sah. Er war bei ihr, noch bevor ihr Instinkt Zeit hatte, sie gegen den plötzlichen Überfall zu wappnen. Sobald er seine Arme um sie schloss und sie fest an sich drückte und hochhob, bis ihre Beine nicht mehr den Boden erreichten, schmiegte sie sich an ihn.

„Ich hatte solche Angst, als ich dich nicht mehr sehen konnte…“, sagte sie.

Er setzte sie ab und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar, so dass sie über ihre Kopfhaut strichen. Stirn an Stirn, so nah, dass sich ihr Atem vermischte, seine Augen geschlossen, so als kämpfe er gegen eine Erklärung an, so als kämpfe er in seinem Innern mit einem Dämon um Kontrolle. Sein unvergesslicher, tröstlicher Duft umhüllte sie. Sie wusste nicht, ob er ihr den Hals umdrehen wollte oder…

Sein Mund öffnete sich, so als wolle er etwas sagen.



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